Ganz. In den Ausgaben des bab. Talmuds ist unser Abschnitt der 11. und der folgende Abschn. der 10. Indessen geht aus Babli Anf. Makkot hervor, dass auch nach der Ansicht des babylonischen Talmuds der Tr. Sanhedrin mit dem Abschnitt הנחנקין endigt, da auf dessen letzte Mischna der Anfang des Tr.’s Makkot sich bezieht. Ausserdem setzt unser Abschnitt (חלק) die Bestimmungen des Abschn. IX fort, indem hier in Mischna 4 ff. die näheren Vorschriften über עיר הנדחת (IX, 1) gegeben werden, nachdem der vorige Abschn. (IX, 1 ff.) die näheren Bestimmungen über רוצח mitgeteilt hat. Da nun von den Einwohnern der עיר הנדחת in M. 4 gelehrt werden soll, dass sie keinen Anteil an der zukünftigen Welt haben, so werden zuerst noch die anderen Sünder aufgezählt, die der ewigen Seligkeit nicht teilhaft werden (vgl. aber חי׳ ר״ן Anf. Abschn. הנחנקין und weiter Note 41). Erst nachdem mit den Vorschriften über עיר הנדחת (X, 4 — 6) die Bestimmungen über die נהרגין (IX, 1) vollendet sind, folgt der Abschn. הנחנקין, der die vierte und letzte Klasse der Hingerichteten behandelt. Es ist daher die Ordnung der Abschnitte, wie sie die Mischna- und Jerusch.-Ausgaben haben, die richtige.
Israel. Hiermit sollen nicht andere Völker ausgeschlossen werden, s. weiter Note 21. Es wird vielmehr gelehrt, ganz Israel, selbst die zum Tode Verurteilten, von denen bisher die Rede war, haben, nachdem sie ihre Strafe erlitten, Anteil an der zukünftigen Welt, s. oben VI, 2.
hat Anteil an der. Wörtlich: für die z. W., d. h. ein Teil, das ihnen für die Zukunft aufbewahrt ist (Ps. 31, 20).
zukünftigen Welt. Nach Maimonides (s. ה׳ תשובה VIII) die Welt der Geister (עולם הנפשות), wo die Seele des Menschen in der Erkenntnis Gottes und seiner Wahrheit der höchsten Seligkeit teilhaft wird, von der er in seiner irdischen Hülle sich keinen Begriff machen kann, die keines Propheten Auge geschaut und die nur Gott allein bekannt ist (Jes. 64, 3). Dagegen verstehen R. Me’ir Halevi (im יד רמה und כתאב אלרסאייל), Nachmanides (im שער הגמול) und Bartenora hier unter עוה״ב die Welt nach der Auferstehung der Toten, die einst wieder aufleben und mit ihrem Leibe, doch ohne leibliche Bedürfnisse, (wie Essen, Trinken und dergl.) eines ewigen Lebens teilhaft werden. Nach Albo (Ikkarim IV, 31) ist hier עוה״ב der Inbegriff alles Heils, das dem Menschen nach dem Leben hienieden zu Teil wird, sowohl das Seelenheil sofort nach dem Tode, als auch die höhere Stufe der Seligkeit, die nach der Auferstehung der Toten erreicht wird.
für ewig werden sie besitzen das Land. Hiermit ist das Land des ewigen Lebens (ארץ חיים) gemeint (Ps. 27, 13).
ein Zweig meiner Pflanzungen. Das Land des ewigen Lebens ist, wie das in Gen. 2, 8 genannte Paradies (גן עדן), eine Pflanzung Gottes.
die Auferstehung der Toten. Hiermit ist nach allen jüdischen Erklärern eine leibliche Auferstehung, die Wiedervereinigung des Körpers mit der Seele gemeint, wie dies im Buche Daniel 12, 2; 13 deutlich geschrieben steht. Der Glaube an die Auferstehung, der von den Samaritanern und Sadducäern bestritten wurde, ist wegen seiner Wichtigkeit in der zweiten Benediction des täglichen Hauptgebetes, sowie in vielen andern Gebeten ausgesprochen. Die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele dient diesem Glauben als Voraussetzung. Über einzelne Punkte der Auferstehungslehre sind die jüdischen Religionsphilosophen geteilter Ansicht (s. Albo Ikkarim IV, 35).
sei nicht von der Thora herzuleiten. Wenn er auch an die Auferstehung glaubt, jedoch nicht für dieselbe die Deductionen der Weisen aus der Thora anerkennt (Raschi). Indessen liest יד רמה (u. A.): הכופר בתחיית המתים, wonach hier von dem, der die Auferstehung gänzlich negiert, die Rede ist.
die Thora sei nicht von Gott. שמים für Gott, s. oben VI, Note 49.
und ein Epikuräer. Eπιχούρϵως, Epikuräer. Ursprünglich einen Anhänger des Philosophen Epikur bedeutend, der die menschliche Glückseligkeit in der Lust fand, wurde dieses Wort später als Bezeichnung für „Freidenker, Gesetzesverächter“ gebraucht, so dass nach dem Talmud derjenige ein אפיקורוס ist, der von den Gesetzeslehrern oder gar von der Lehre selbst verächtlich spricht; denn (so begründet dies Jerusch.) wenn man von einem Stein-Gewölbe einen einzigen Stein herauszieht, so sind sämtliche Steine erschüttert.
Auch wer auswärtige Bücher. Nach einer Ansicht im Talmud sind es die Bücher der Minim (s. oben IV, Note 47). Ebenso sind die חיצונים in Megilla IV, 8 Häretiker (Draussenstehende). Nach einer andern Ansicht ist auch das Buch des Ben Sira zu lesen verboten. Jerusch, nennt noch das Buch des Ben La’ana. Im Midrasch zu Kohelet 12, 12 heisst es: „Wer mehr als 24 Bücher (die kanonischen Schriften) in sein Haus bringt, der bringt eine Verwirrung in sein Haus, wie z. B. die Bücher des Ben Sira und Ben Togla; die nur zum Lesen gegeben sind, aber nicht zur Anstrengung des Körpers.” Hiernach sind unter ספרים חיצונים alle ausserkanonischen Schriften verstanden. Es ist jedoch nur das (anstrengende) Studium derselben verboten, das bloße Lesen aber ist gestattet. Sprüche aus dem Buche des Ben Sira (Sirach) werden oft in den Talmuden und Midraschim citirt. Die Worte גנזוהו רבנן להאי ספרא דב׳׳ס (die Rabbinen haben das Buch des Ben Sira verborgen), die (nach Manuskripten und יד רמה) im Babli 100 b von Rab Joseph gesagt werden, zeigen vielleicht, dass dieses Buch ehedem zu den kanonischen Schriften gezählt wurde.
liest und wer über eine Wunde. Nachdem er vorher darauf gespieen hat (Talmud).
denn ich der Ewige bin dein Arzt. Dasselbe gilt von jedem andern den Gottesnamen enthaltenden Bibelvers; nach einigen selbst von Versen, in denen kein Gottesname steht (Talmud).
Auch wer den Namen (Gottes. Das Tetragrammaton; nach Raschi (101 b) den Gottesnamen von 42 Buchstaben (Kidduschin 71a).
mit seinen Buchstaben. Den vierbuchstabigen Gottesnamen (שם הויה) durfte man nur im Heiligtume aussprechen, ausserhalb desselben (בגבולין) musste er mit den Buchstaben אדני (oder אלהים) gelesen werden (vgl. Sota VII, 6).
ausspricht. Nach der Art, wie die Samaritaner schwören (Jerusch.). Eine Baraita im Babli erklärt: בלשון עגה. Dies bedeutet wohl auch: nach der Art der Samaritaner, bei denen אגא das Aussprechen des Tetragrammaton bedeutet, denn ויקב (Lev. 24, 11) übersetzt der Samaritaner ואגא. — Im Talmud werden noch einige Sünden hinzugefügt, wegen derer man des Anteils an der zukünftigen Welt verlustig wird. Doch gilt Alles nur von Denen, die nicht zu Gott zurückgekehrt sind; durch Rückkehr zu Gott (תשובה) dagegen werden alle Sünden vergeben.